Kritik an Katja Riemann für ihren Auftritt im NDR ist gerade vielfach zu lesen. Und nun hat sie auch noch ihr Facebook-Profil gelöscht! Ein PR-Desaster! Oder?
Katja Riemanns Auftritt in der Sendung DAS!, der Frühabend-Sendung des NDR Fernsehens, geriet zu einem Skandälchen. Riemann wurde vorgeworfen, sich wieder einmal arrogant und zickig benommen zu haben. Ihr Image als „schwierig“ scheint einmal mehr bestätigt. Ist dem wirklich so?
Wenn man sich den Beitrag noch einmal anschaut, kann man genauso zu dem Schluss kommen, dass Hinnerk Baumgarten, der Moderator, nicht gründlich vorbereitet war und durch provokante und wenig intelligente Fragen das Gespräch kaum vorangebracht hat (Oder gibt es jemanden, der die Eingangsfrage nach der Haarfarbe im Film wirklich als spannend empfindet?).
Sicherlich wäre es Katja Riemann als Schauspielerin leicht gefallen, eine „gefällige Interviewte“ zu spielen, nichts von sich persönlich preis zu geben und erst hinter den Kulissen oder auch in der Presse die Augen zu verdrehen. Tom Hanks beherrscht das. Katja Riemann hat es nicht getan. Sie war echt, sie war authentisch, sie war etwas genervt, sie war nicht fehlerlos, kurz: Katja Riemann war menschlich. Sie hat vielleicht nicht den geschicktesten Weg gewählt, um ihren neuesten Film „Das Wochenende“ und „Verratene Freunde“ zu bewerben, sondern sie hat sich angreifbar gemacht, indem sie sich als Person, als Persönlichkeit Katja Riemann mit Ecken und Kanten gezeigt hat. Für Fans ist es toll, wenn sie den Menschen hinter dem Schauspieler zu sehen bekommen.
Vom PR-Standpunkt aus muss ich trotzdem sagen: Katja Riemann hat es nicht richtig gemacht. Sie hätte trotz des Einspielers, den sie „peinlich“ fand und trotz des Moderators, der schlecht vorbereitet wirkte, ihre wahren Gefühle nicht zeigen und PR-professionell bleiben sollen. Ihre Presse wäre dann sicherlich besser gewesen, als sie es war und sie hätte vielleicht einen Schritt weg von ihrem Image gemacht, „divenhaft“ zu sein. So aber hat Katja Riemann alle Regeln, die PR-Berater Schauspielern, Politikern und CEOs in Medientrainings ans Herz legen, gebrochen. Sie blieb zu authentisch und war damit angreifbar.
Wenn man vom PR-Standpunkt aus fragt: War ihr Auftritt zweckmäßig, konnte Katja Riemann ihren neuen Film effektiv bewerben, so muss ich das verneinen. Was bleibt, ist der Eindruck, dass Katja Riemann tatsächlich schwierig sei – von der Rolle des Moderators bei ihrem Auftritt spricht kaum jemand. Der Titel oder gar der Termin ihres neuen Filmes dürfte nun auch kaum jemandem präsent sein. Denn alle Informationen zum Film sind überlagert von dem persönlichen Eindruck, den sie hinterlassen hat. Der Eindruck von ihr überlagert also das Ziel ihres Besuchs in der Talkshow, die beiden Filme zu promoten. Hätte sich Katja Riemann auf diese Kernbotschaften konzentriert, wäre es immer noch kein gutes Interview geworden, aber sie wäre nicht ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.
Viele Menschen kommentieren den Auftritt im NDR auf Katja Riemanns Facebook-Seite. Die zeigt sich darüber wenig erfreut und lässt ihre Seite komplett löschen. Das wiederum wird von der Presse aufgegriffen. Hat Katja Riemann Recht damit, die Seite mit allen Kommentaren löschen zu lassen? Darüber lässt sich trefflich streiten. Als Social-Media-Grundregel gilt ja, keine Kommentare außer strafrechtlich Relevantem und persönlicher Beleidigungen löschen zu lassen. Genau damit, mit persönlichen Beleidigungen, scheinen die 15.000 Kommentare zum Auftritt durchsetzt gewesen zu sein. Beleidigungen aber muss sich niemand auf seiner Facebook-Seite gefallen lassen. Kritische Beiträge, negative Geschmacksurteile zur eigenen Arbeit muss man aushalten können, wenn man sich in sozialen Netzwerken engagiert. Persönliche Beleidigungen aber nicht. Insofern war die Löschaktion richtig.
Vgl. auch Printausgabe Süddeutschen Zeitung, 20.3.2013 „Spring doch“ von Alexander Gorkow
Artikel, der mir aus dem Herzen schreibt: Faz-Online, 20.3.13 „Katja Riemann: Alle sind verrückt geworden“ von Johanna Adjoran
Seht ihr das anders? Und wenn ja: warum?
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