Geschichten lassen sich auch über mehrere Medien erzählen. Wir erklären, welche Formen transmedialen Erzählens es gibt und worauf Erzähler unbedingt achten sollten.
Storytelling ist ein Weg, um das Publikum zu begeistern und zu berühren. Warum diese Kunst so berührt, hatten wir hier erklärt.
Jede Geschichte lässt sich unterteilen: In Akte, aber auch in kleinere Einheiten, die im Englischen Plots genannt werden. Plot beschreibt, wie die Teile einer Erzählung zueinander in Beziehung stehen. Denn Geschichten können chronologisch erzählt werden, aber sie müssen es nicht. Berühmtes Beispiel von Geschichten, die mit Zeiten spielen, ist der Filmklassiker „Pulp Fiction“: erst am Ende erschließt sich dem Zuschauer, wie die Episoden zusammenhängen. Der Film würde chronologisch erzählt viel von seiner Spannung verlieren, dennoch wäre es ein interessantes Gedankenexperiment, wie er chronologisch aussähe – hier ist eine Grafik dazu.
Das schöne am Medienwandel ist, dass ständig neue Kanäle hinzukommen. Somit gibt es keinen zwingenden Grund mehr, eine Geschichte nur in einem Medium zu erzählen. Es ist anspruchsvoll, aber durchaus möglich, eine Geschichte anders zu erzählen, als ein Roman oder Film das tun. Die Verschachtelung von „Pulp Fiction“ ließe sich heute auf mehrere Medien übertragen. Eine Geschichte in mehreren Medien: das ist „transmediales Geschichten erzählen“.
Grundsätzlich gibt es zwei Varianten, transmedial zu erzählen. Zum einen die „Franchise“-Methode. Hier werden verschiedene Geschichten in ihrem eigenen Medium erzählt. Allerdings entstammen die verschiedenen Geschichten einem gemeinsamen Universum. So wird die gesamte Geschichte im Kopf des Publikums größer als die Summe seiner Teile. „Star Wars“ ist ein schönes Beispiel für diese Art des transmedialen Erzählens.
Die zweite Variante ist die „Portemanteau“-Methode. Diese besteht darin, eine Geschichte in mehreren Medien zu erzählen. Dies ist eine sehr anspruchsvolle Methode, denn das Publikum muss den „Kanalwechsel“ mitmachen und die Geschichte muss auch dann funktionieren, wenn das Publikum einen Teil der Geschichte verpasst. Idealerweise ist die Geschichte aber so spannend erzählt, dass das Publikum auf der Stuhlkante sitzt, um zu erfahren, wie es weitergeht. Wer tiefer ins transmediale Storytelling einsteigen möchte, findet hier eine umfangreiche englischsprachige Einführung ins Thema.
Ein Beispiel für gelungenes transmediales Storytelling ist die Geschichte „The Inside Experience“ von Intel und Toshiba (2011). Dazu gibt es u.a. einen guten Hintergrund-Film:
Eine junge Frau ist in einem herabgekommen Zimmer eingesperrt, kann sich an nichts mehr erinnern und hat nur ein Notebook und eine schwache Internetverbindung. Um frei zu kommen und zu verstehen, was eigentlich vor sich geht, kann sie mit der Außenwelt mittels Twitter und Facebook mit Usern interagieren. Auf YouTube erleben User die Frau, können ihr Tipps über Social Media geben, die sie wiederum einsetzen kann, um freizukommen. Denn das Ergebnis ist wiederum auf YouTube miterlebbar. Nicht nur dass die User direkt mit “Christina” interagieren können, sie werden Teil der Geschichte und betreiben damit vorbildlichstes Storytelling.
Wichtig ist also für die Erzähler – oder in diesem Fall für die Regisseure – zu bestimmen, wieviel Interaktion sinnvoll und möglich ist, denn bei allen Interaktionsmöglichkeiten ist es wichtig, den Spannungsbogen zu erhalten. Für ein Unternehmen ist das ein wunderbarer Effekt: eine engagierte Zielgruppe, die sich tage- bzw. wochenlang mit der Marke interagiert.
Aber warum ist es eigentlich entscheidend, den Spannungsbogen zu erhalten? Es ist deshalb wichtig, weil das Publikum eine Belohnung für seine Aufmerksamkeit haben möchte. Es möchte erfahren, wie der Konflikt, der die Geschichte ausgemacht hat, gelöst wird. Denn erst diese Auflösung verschafft dem Publikum die tiefe Befriedigung, die nur eine gut erzählte Geschichte auslösen kann – ganz gleich, ob die Geschichte nun auf einem einzigen Kanal oder als transmediales Storytelling auf mehreren Kanälen erzählt wird.
Storytelling I: Worum geht es?
Storytelling II: Warum es funktioniert
Storytelling III: Wie fängt man an?
Storytelling IV: Best Practices Google Nexus
Storytelling V: Storytelling mit Stil
Storytelling VI: Transmediales Storytelling
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