Storytelling in Computerspielen: Was die PR daraus lernen kann

World of Warcraft Frau

Xubaet via Visual Hunt / CC BY

„Your Princess is in another castle.“ Wer schon einmal bei Super Mario Bros. mit dem sympathischen Klempner mitgefiebert hat, weiß, dass es für gute Geschichten nicht immer Bücher oder Filme braucht. Packende Storys sind seit den ersten Anfängen ein wichtiger Bestandteil in Video- oder Computerspielen. Als Grafiken noch pixelig, die Steuerung hölzern und die Spielmechanik noch einfältig waren, gab es nur einen einzigen Grund weiter zu spielen: Die Hintergrundgeschichte. Sie fesselt uns mit den klassischen Bestandteilen einer guten Story: Es gibt einen Helden, der Hindernisse auf dem Weg zum Ziel überwinden muss. Bei Super Mario sind diese sogar im Wortsinn zu verstehen. In den einzelnen Leveln sind Gräben, Blöcke, Fallen und viele Gegner zu überstehen, bis der Klempner seiner Prinzessin einen Schritt näher kommt. Wichtig sind auch Gefühle: Wir fiebern mit und freuen uns, wenn Mario endlich seine geliebte Prinzessin bekommt. Und wir identifizieren uns auch mit unserem Helden, schließlich haben wir ihn selbst seit Stunden durch die virtuellen Welten gesteuert.

Immersion Ork

Brett Jordan via VisualHunt.com / CC BY

Im Echtzeit-Strategiespiel „Warcraft“ von 1994 ging es schlichtweg darum, seine Kampfeinheiten auf einer Karte zu bewegen und damit den Gegner zu besiegen. Was das Spiel so spannend machte, ist die Geschichte, die der Spielehersteller Blizzard dazu kreierte, und die in Zwischensequenzen weitergesponnen wurde. Von einem dämonischen Bösewicht verdorbene Orks fallen durch ein Portal in die Menschenwelt Azeroth ein und drohen, das Königreich Sturmwind einzunehmen. Aus dieser anfänglichen Idee ist mittlerweile ein ganzes Universum mit eigener Geschichte entstanden – der sogenannten Lore. Zahlreiche andere Medienformate ranken sich um Orks, Menschen & Co. So hat beispielsweise das Online-Rollenspiel World of Warcraft darin seine Wurzeln. Das strategische Kartenspiel Hearthstone gibt es mittlerweile auch als digitale Variante und sogar als App. Wichtige Charaktere werden zu Hauptpersonen in Romanen, Kurzgeschichten und Mangas, geplant ist demnächst ein eigenes Geschichtsbuch. Im Sommer 2016 schafft es Warcraft: The Beginning sogar in unsere Kinos. Die Entwicklung der Lore ist bei Blizzard so wichtig, dass es dafür einen Senior Vice President gibt.

Computerspiele sind längst mehr als Ballern oder Steine Aufeinanderschichten. Storytelling boomt in den letzten Jahren auch hier und vor allem Adventures erleben derzeit eine Renaissance. Monkey Island, Maniac Manson oder Day of the Tentacle waren frühe Vertreter dieser Gattung. Der Spieler muss basierend auf einer Geschichte Rätsel lösen, indem er die Umgebung erkundet oder mit Nicht-Spieler-Charakteren spricht. Telltale Games, die aktuell wohl umtriebigste Adventure-Schmiede, bringt einen Titel nach dem anderen heraus. Die Themen basieren dabei meist auf bereits bestehende Spiele oder sogar Serien: Fans dürfen sich auf die Adventure-Umsetzung von The Walking Dead oder Game of Thrones freuen.

Mittendrin statt nur dabei

Storytelling in Computerspielen

Sergey Galyonkin via VisualHunt CC BY-SA

Storytelling in Computerspielen schafft, was andere Mediengattungen nicht können: den Rezipienten vollkommen in die Geschichte einzubinden. Der Spieler sieht nicht nur der Hauptperson zu, er IST die Hauptperson. Der Fortgang des Spiels beziehungsweise der Erfolg des Protagonisten hängt von ihm ab: Welche Gesprächsoption wählt er aus? Welche Entscheidungen trifft er? Löst er Konflikte durch unnötige Gewalt oder kann er sich anderweitig aus der Affäre ziehen? Spätere Ereignisse im Spiel oder in den Fortsetzungsteilen hängen davon ab, welche Entscheidung der Spieler viele Spielstunden vorher getroffen hat. Die Filmbranche entdeckt diesen Kniff ebenfalls für sich und hat bereits erste „interaktive Filme“ produziert, beispielsweise „Missing“ von zandel media.

Telltale Games geht in ihren Adventures sogar einen Schritt weiter. Die vom Spieler getroffenen Entscheidungen werden im Abspann noch einmal zusammengefasst und den Entscheidungen anderer Spieler gegenübergestellt. Das schafft ordentlich Diskussionsstoff für die Community im Web. Die Spieleschmiede schafft es, über das Storytelling im Gespräch zu bleiben – nicht mit grafische Finessen oder ausgefallenen Spielmechaniken.

Storytelling in Computerspielen als Vorbild für PR und Marketing

Für unser Storytelling in Marketing und PR können wir uns von den Gamern ein paar Punkte abschauen. Denn was für den damaligen Pixelbrei gilt, lässt sich auch auf B2B-Themen umsetzen: Mit der richtigen Geschichte lässt sich das Publikum besser fesseln.

Für die Mutigen: Für Diskussionsstoff sorgen. Wer mit weichgespülten Marketingbotschaften nirgendwo aneckt, bleibt nicht lange im Gespräch.

von Monika Riedl


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